Freitag, 27. Januar 2012

Als ich mich auf dem Flugplatz Freiburg mit Markus Wurth, dem Ausbildungsleiter des Sportfliegerclub C. F. Meerwein e. V. getroffen habe, um den Beginn meiner Segelflugkarriere zu planen, gab es zwei Möglichkeiten: Entweder die Ausbildung direkt im Verein oder die A-Prüfung „out zu sourcen“, an die Flugschule Oerlinghausen. Der Deal war, dass ich zwei Wochen nach Oerlinghausen bei Bielefeld gehe und mit der A-Prüfung zurückkomme. Die Entscheidung war dann schnell gefällt, ich hatte in den Semesterferien Zeit und so machte ich mich auf den Weg.

Nach einer aufreibenden Fahrt (Klimaanlagen sind stets wohltemperiert und äußerst zuverlässig), kam ich endlich in Bielefeld an, wo ich gleich mein Zimmer bezog. Es wäre zwar auch möglich gewesen direkt am Flugplatz in Oerlinghausen, in recht schönen und modernen Pavillons zu wohnen, allerdings war mir das zu teuer. Wenn man aber genug Geld gespart hat, ist das sicher die angenehmste Variante, denn die Wohnpavillons liegen quasi direkt an der Piste und am Briefingraum.

Quelle: http://www.segelflugschule-oerlinghausen.de/upload/05122007_briefingraum_rund.jpgApropos Briefing: Damit ging es um 8:15 Uhr am Montag gleich mal los. Alles sehr professionell mit Beamer und Wetterradar und Temps und und und… Das Wetter war leider nicht so rosig, sodass man erst ab 10 Uhr fliegen konnte, aber für Platzrunden war es gerade richtig. Und darin bestand auch mein Programm der ersten drei Tage. Starten, ein paar Kreise drehen, Rollübungen und dann gleich wieder landen. Das geht in Oerlinghausen dank einer Sechstrommelwinde und einem erfahrenen Windenfahrer sehr schnell; 6 bis 8 Starts am Tag sind ohne Probleme möglich. Jeweils ca. 5 Leute bildeten mit einem Fluglehrer ein Team, gestaffelt nach Ausbildungsstand. Mein Fluglehrer war zu meiner Überraschung mit 22 Jahren nur ein Jahr älter als ich, wir haben uns super verstanden. So konnte ich in völlig lockerer Atmosphäre alles für den ersten Alleinflug (und noch viel mehr) lernen.

Quelle: http://www.segelflugschule-oerlinghausen.de/index.php?id=73Insgesamt ist der Betrieb auf dem Flugplatz für einen Anfänger (und für manchen Scheinpiloten auch) überwältigend. Bestimmt 10 Vereine haben ihren Sitz am Flugplatz, von Motorflug über UL und Hubschrauber bis zu den Seglern, war alles vorhanden. So kommt es vor, dass Sonntags mal bis zu 4 Winden gleichzeitig in Betrieb sind. An unserer Winde standen zeitweise ca. 40 Segelflugzeuge an und warteten auf den Start. An guten Tagen wurden allein von der Segelflugschule 160 Starts verbucht. Da konnte es schon mal spannend werden, wenn 4 Segelflugzeuge gleichzeitig zur Landung ansetzten, weil es nicht mehr aufwärts ging. Zum Glück hat man anfangs noch den Fluglehrer an Bord, weil über eine Reihe von Flugzeugen drüber und zwischen zwei, die noch auf der Piste stehen hindurch zu landen, war anfangs gar nicht so einfach. Umso wichtiger ist der Landecheck an der Position. Aber auch sonst ist die Landebahn einfach riesig, so dass man genug Reserve nach hinten hat.



Weiter ging es dann in den nächsten Tagen mit den obligatorischen Seilrissübungen, mit denen mich mein Fluglehrer schon recht früh konfrontierte. Aber auch das war dank nachdrücken, nachklinken und nachdenken schnell beherrschbar. Außerdem machten wir schon erste Thermikflüge, wo ich ein wenig kreisen durfte und wir versucht haben zu Trudeln, was mit der ASK 21 ohne Ballast im Heck gar nicht so einfach ist. Trotzdem hat es Spaß gemacht!


Vor allem bei den längeren Flügen konnte man die Koordination der Ruder erst richtig erlernen, da so eine Platzrunde doch immer recht kurz ist. An sich war die Mischung zwischen Platzrunden und längeren Flügen sehr gut.

Am siebten Tag war es dann soweit, mein Fluglehrer reichte mich weiter an einen anderen Fluglehrer, der den Checkflug mit mir durchführte. Und ehe ich mich versah, saß ich allein in der ASK und die Winde zog das Seil straff. Der erste Alleinflug war schon ein krasses Gefühl, aber das weiß jeder Pilot ja selbst am besten.

Abends gab es dann die übliche Zeremonie mit Bier und ein paar mehr oder weniger sanften Klapsen aufs Hinterteil.

Die nächsten Tage habe ich dann wegen starkem Seitenwind teilweise mit Fluglehrer, teilweise allein geflogen, je nach Wetterlage. Das Highlight war sicher mein erster Alleinflug in der Thermik. Nach 40 Minuten wurde ich vom Start aus angefunkt, ich solle langsam mal runter kommen, es gäbe jetzt Mittagessen. Hat schon weh getan in 900 Metern bei besten Bedingungen die Klappen zu ziehen, aber was soll man machen. War einfach super cool mal allein Kreisen zu dürfen, auch wenn ich viel Respekt davor hatte, als Anfänger mit vier oder mehr Flugzeugen in einem Bart zu kreisen.

Quelle: http://www.segelflugschule-oerlinghausen.de/upload/13092006_ask23.jpgDie letzten zwei Tage bin ich dann noch auf der ASK 23 geflogen. Das war ein krasser Unterschied zum trägen Doppelsitzer, einfach klasse!
Insgesamt war es mit Sicherheit die beste Entscheidung nach Oerlinghausen zu gehen. Dort geht alles super schnell und kompakt, man lernt einfach schnell das Fliegen. Die Flugschule ist professionell und gut ausgestattet, sowohl mit Räumlichkeiten als auch mit Flugzeugen. Ich glaube es waren fünf ASK 21, drei ASK 23, zwei LS4 und ein Banjo. Auch die Fluglehrer waren alle schwer in Ordnung und man konnte bei Fragen immer auf jeden Fluglehrer zugehen oder sich einen Flugauftrag einholen. Einfach gut organisiert.

Ich empfehle jedem, der 900 Euro und 2 Wochen Zeit übrig hat das zu machen, so verkürzt sich einfach die gesamte Ausbildung. 
 
Informationen zur Segelflugausbildung im C. F. Meerwein e. V., gemeinsamt mit der Flugschule Oerlinghausen:
HIER
 

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